22.10.1938: Xerografie – Chester F. Carlson erschafft den BürokopiererIn der Arbeitswelt ist Kopieren an der Tagesordnung. Wie oft haben Sie schon einen Kopierer benutzt? Die Funktion zum Vervielfältigen von Dokumenten ist heutzutage einfach nicht mehr wegzudenken. Ohne diese wäre unser Arbeitsaufwand immens: Die Vorstellung allein, ein Schriftstück jedes Mal neu abschreiben zu müssen, reicht aus, um für uns einen Albtraum wahr werden zu lassen. Doch wie kam es zu der Entwicklung unserer heutigen Bürokopierer? Und was hat der Begriff Xerografie damit zu tun? Wer war es, der uns die Büroarbeit so angenehm gestaltet hat?
Der Kindheitstraum von Chester Carlson: Erfinder werdenChester F. Carlson wurde am 8. Februar 1906 in Seattle geboren. Da er Einzelkind war und seine Eltern beide krank waren, musste Carlson schon früh die Rolle des Haupternährers der Familie übernehmen. An oberster Stelle standen daher kleine Jobs, die er bereits mit acht Jahren ausübte. Sein Ziel war es, der Armut ganz zu entfliehen und gleichzeitig etwas für die gesamte Gesellschaft zu tun. Carlsons Laufbahn: California Institute of Technology und Bell Telephone LaboratoriesTrotz seiner zahlreichen Jobs war Carlson stets ein guter Schüler und Student. Durch außerordentliche Unterstützung eines Professors in seinem Hauptfach Physik schaffte Carlson bereits den Abschluss des Grundstudiums nach drei statt vier Jahren. So konnte er sich am California Institute of Technology bewerben und beendete das Studium dort erfolgreich im Jahr 1930. Die Weltwirtschaftskrise erschwerte Carlson jedoch die Arbeitssuche, sodass knapp ein Jahr ins Land zog, bevor er eine neue Berufsperspektive in Aussicht gestellt bekam. 1931 erhielt er endlich eine positive Rückmeldung und so eine Anstellung als Forschungsingenieur in den Bell Telephone Laboratories in New York. Carlson, der als ungeschickt bekannt war, war unzufrieden mit seiner Arbeitsstelle, da er sich nicht länger mit der Laborarbeit identifizieren konnte. Kurze Zeit später wechselte er in die Patentabteilung der Firma und wurde zur Assistenz eines Patentanwalts benannt. Danach folgten jedoch einige Rückschläge in Carlsons Leben: Sein Vater verstarb plötzlich und er verlor durch die Weltwirtschaftskrise seinen Job bei Bell Telephone Laboratories. Die Idee zur Entwicklung eines KopiergerätsNach einiger Zeit wurde Carlson bei P.R. Mallory angestellt, einem Hersteller von elektrischen und elektronischen Bauteilen. Sein Einsatzgebiet war erneut die Patentabteilung. Der erste Schritt zur Entwicklung des Kopiergeräts: Sein Diplom als Patentanwalt erhalten. Dazu besuchte er regelmäßig die Abendschule und schaffte es letztlich, 1936 sein Diplom zu machen. Die erste Trockenkopie mithilfe der ElektrofotografieMit der Inspiration von Selényi begann Carlson nun seine Idee in die Tat umzusetzen. Ihm war klar, dass sein Budget zu gering war, um späteren Investoren einen Prototyp seiner Idee vorstellen zu können. Er versuchte seine Idee schließlich mit günstigem Material zu rekonstruieren. All diese Versuche fanden anfangs in seiner eigenen Küche statt. Später mietete er einen Raum im New Yorker Vorort Astoria und verlagerte die „Versuchsküche“ dorthin. Für weitere Versuche brauchte er aber vor allem eins: Einen Partner, der Carlson die geschickliche Arbeit abnehmen konnte. Sein erster Versuch war kläglich gescheitert. Am 6. Oktober 1938 nahm sein neuer Assistent, Otto Kornei, das Experiment in die Hand und das mit Erfolg. Zwar waren weiterhin optische Mängel an den Resultaten zu erkennen, trotzdem verliefen die Belichtungen vielversprechend. „10.-22.-38 ASTORIA“ – das Entstehungsdatum und der Entwicklungsort standen auf der ersten erfolgreichen Kopie, die den beiden Partnern nur wenige Tage später gelungen war. Carlson meldete 1942 ein Patent auf die Elektrofotografie an, womit die Suche nach Käufern der Lizenzen begann. Carlsons steiniger Weg nach ObenVereinzelte Einladungen bei Unternehmen zur Vorstellung seiner Erfindung kamen auf Carlson zu. Bei den meisten Unternehmern hielt sich die Begeisterung für die Elektrofotografie leider in Grenzen und Carlson musste viele Enttäuschungen einstecken. Eine lange Zeit konnte er kein Unternehmen von einem Kauf überzeugen, was auch an seiner Präsentationsart lag. Carlson war von Natur aus ein eher schüchterner Mensch und nicht besonders redegewandt. Carlsons Durchbruch mit der XerografieDas Geschäft mit der Elektrofotografie kam durch das Battelle Memorial Institute wieder ins Rollen. Carlson wurde gebeten, seine Erfindung dort vorzustellen. Die Reaktion der Anwesenden auf die Elektrofotografie war so positiv, dass Battelle direkt im Herbst 1944 einen Lizenzvertrag abschloss. Ebenfalls bei der Vorstellung anwesend waren zwei Vertreter des Unternehmens Haloid. Diese unterschrieben 1946 einen Lizenzvertrag bei Battelle, sodass Haloid die Berechtigung zum Bau der Kopiermaschine besaß. Battelle und Haloid beabsichtigten die Elektrofotografie bei der Optical Society of America Versammlung in Detroit durch einige Präsentationen groß rauszubringen. Da der Name „Elektrofotografie“ laut Haloid und Battelle jedoch nicht sehr ansprechend war, erschufen sie kurzerhand den Namen „Xerografie“, der sich aus dem Lateinischen ableitet und so viel bedeutet wie „trocken drucken“ – als Anlehnung an die Verfahrensweise der Xerografie. Wie funktioniert Xerografie?Zunächst wird eine Selenplatte durch einen speziellen Draht elektrostatisch aufgeladen. Eine Selenplatte wirkt bei Licht leitend und bei Dunkelheit isolierend. Zukünftige Entwicklungen des „Xerografen“ Chester CarlsonNachdem eine so große Nachfrage ins Haus stand, startete Haloid mit der Produktion des ersten xerografischen Bürokopierers mit dem Namen „XeroX Model A“, unter den Mitarbeitern auch als „Ox-Box“ bekannt. Erste Käufer des Bürokopierers schickten diesen jedoch an Haloid zurück, mit der Begründung: Der Bürokopierer sei zu teuer und rentiere sich somit nicht ausreichend. Der seit 1948 bei der Firma Haloid angestellte Carlson half nun bei der Weiterentwicklung des Bürokopierers. Gemeinsam mit Haloid entwickelte Carlson verbesserte Modelle des ursprünglichen „XeroX Model A“. Carlson übertrug nach mehreren Jahren gemeinsamer Arbeit schließlich alle Rechte an der Xerografie an Haloid. Die Firma Haloid wurde in die heute bekannte „Xerox Corporation“ umbenannt. Die Xerografie von Chester Carlson – Ein Meilenstein in der Geschichte unserer heutigen Bürokopierer und die Basis eines vereinfachten Arbeitsalltags. Weitere interessante Informationen zu Xerografie und Chester Carlson: |