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Datenschutz – wie Sie Ihre persönlichen Daten bei Windows 10 schützen

Der Start von Microsofts neuem Betriebssystem Windows 10 verlief vergleichsweise gut. Es wird vermutet, dass bereits vier Wochen nach dem Release am 29.07.2015 knapp jeder zehnte Computer mit Windows 10 ausgestattet war. Doch bei Nutzern, die besonders Wert auf ihre Privatsphäre legen, stößt das Betriebssystem auch auf Skepsis. Denn Datenschützer haben den Verdacht, dass Microsoft gezielt Daten seiner Nutzer sichert. Das ist nicht neu, schließlich wurden bereits über ältere Windows-Versionen Daten an Microsoft übermittelt. Allerdings gibt es bei Windows 10 viele neue Funktionen und Dienste, welche das Sammeln von Daten für Microsoft deutlich einfacher machen und dem User die Deaktivierung dieser Erhebungen wiederum deutlich erschweren. Zum Glück gibt es dennoch ein paar Tricks, um die eigenen Daten zu schützen. netzorange verrät, worauf Sie achten sollten.

Windows 10 Datenschutz

Windows 10 Datenschutzbestimmungen lesen anstatt Expresseinstellungen zu verwenden

Wer bei der Installation von Windows 10 den einfachen Weg wählt und überall „Übernehmen“ oder „Expresseinstellungen verwenden“ anklickt, erlaubt es Microsoft in Zukunft so gut wie alle personenbezogenen Daten zu erfassen. Dabei definiert der Konzern die Bedingungen dieser Datenerfassung in den Datenschutzbestimmungen durchaus ausführlich – es lohnt sich also, diese durchzulesen.

So wird unter anderem beschrieben, dass die Daten der Benutzer beispielsweise dafür verwendet werden, das Nutzererlebnis zu personalisieren und zu verbessern. Das bedeutet unter anderem auch, dass die angezeigte Werbung auf den Nutzer angepasst wird.

Datenschutzkonflikt: Cortana und Edge senden gespeicherte Daten an Microsoft

Besonders viele Daten sammelt Windows 10 vor allem, wenn man die neue persönliche Assistentin Cortana verwendet. So behält es sich Microsoft vor, über Cortana „Daten wie zum Beispiel den Gerätestandort, Daten aus dem Kalender, aus den Anwendungen, die […] [verwendet werden], Daten von […] E-Mails[, Kontakte und wie häufig diese verwendet werden] und SMS-Nachrichten“ zu speichern.

Auch mit dem neuen Browser Edge und den Diensten Bing und MSN dokumentiert und speichert Windows das Verhalten des Users und sendet beispielsweise URL-Eingaben live an Microsoft. So steht in den Datenschutzbestimmungen in Bezug auf den Browser Edge unter anderem: „Page Prediction sendet Ihren Browser-Verlauf an Microsoft und verwendet aggregierte Browser-Verlaufsdaten, um vorherzusagen, welche Seiten Sie sich wahrscheinlich als nächstes anschauen werden und lädt diese Seiten proaktiv im Hintergrund, um eine schnellere Browser-Erfahrung zu ermöglichen.“

Auf diese Weise verbessert Edge zwar das Nutzererlebnis im Internet, allerdings wird so auch ein sehr genaues Online-Profil des Users erstellt.

Daten, die Windows 10 laut den Datenschutzbestimmungen standardmäßig übermittelt:

  • Aus dem Windows Store installierte Apps einschließlich der Einstellungen
  • Sprachpräferenzen
  • Präferenzen für die erleichterte Bedienung
  • Personifizierungseinstellungen (z.B. Kontobild, Hintergrund, Mauseinstellungen)
  • Wörterbücher für die Rechtschreibprüfung, Wörterbücher für den Eingabemethoden-Editor (IME) sowie persönliche Wörterbücher
  • Webbrowser-Verläufe, Favoriten und geöffnete Websites
  • Gespeicherte Apps, Websites, mobile Hotspots und Wi-Fi-Netzwerknamen und Kennwörter

Weitergabe von Daten bei der Nutzung von Cortana:

  • Standort und Standortverlauf
  • Kurzmitteilungen und E-Mails
  • Sprachdaten
  • Nutzungsstatistiken zu verwendeten Apps und Diensten
  • Browser- und Suchverläufe

Acht Tricks zum Schutz der eigenen Daten bei Windows 10

Doch es gibt einige Tricks, um Microsoft den Zugang zu persönlichen Daten nicht zu erlauben bzw. einzuschränken. Jeder Nutzer, dem der Schutz von persönlichen Daten wichtig ist, sollte diese beherzigen, auch wenn man dadurch auf manche Funktionen des Betriebssystems schlichtweg verzichten muss:

Datenschutz-Trick 1: Nutzung der Werbe-ID untersagen

Bei den Einstellungen des Datenschutzes besteht die Möglichkeit, die Nutzung von Werbe-IDs und die Überwachung des Schreibverhaltens zu untersagen. Anderenfalls werden spezifische Werbe-IDs generiert, die „von App-Entwicklern und Werbenetzwerken dazu verwendet werden, eine relevantere Werbung anzubieten.“

win10_werbeID

Datenschutz-Trick 2: Cortana ausschalten

Um eine massive Datensammlung durch Cortana zu verhindern, sollten User in den Einstellungen zu Cortana alle Einstellungen auf „Aus“ stellen, um so die digitale Assistentin zu entlassen. Gleichzeitig ist es ratsam, unter dem Unterpunkt „Datenschutz“ in den allgemeinen Einstellungen die Funktion, dass Cortana den User „kennenlernt“, auszuschalten.

win10_cortana

Datenschutz-Trick 3: Diagnose- und Nutzungsdaten auf „Einfach“ einstellen

Wer das Versenden von Diagnose- und Nutzungsdaten auf „Einfach“ einstellt, sendet bei Analysen am wenigsten Daten an Microsoft.

win10_diagnose

Datenschutz-Trick 4: App-Zugriffe einschränken

Ähnlich wie beim Smartphone lassen sich im Bereich Datenschutz auch die Zugriffe von Apps auf persönliche Daten einschränken.

win10_apps

Datenschutz-Trick 5: Synchronisation unterbinden

Durch das Abschalten der Synchronisationseinstellungen verhindert man, dass Passwörter und Ähnliches in der Cloud landen.

win10_synchro

Datenschutz-Trick 6: WLAN-Optimierung deaktivieren

Durch die WLAN-Optimierung kann der eigene Rechner auch mit unsicheren Drahtlosnetzen verbunden werden. Aber auch dies kann abgestellt werden. Zu finden unter „WLAN-Einstellungen verwalten“.

win10_wlan

Datenschutz-Trick 7: Browsereinstellungen beachten

Auch beim Internetbrowser Edge ist Cortana wieder mit im Spiel. Um das Übermitteln von Nutzungsdaten an Microsoft zu unterbinden, sollten User in den Browsereinstellungen darauf achten, dass die folgenden Funktionen ausgeschaltet sind:

  • Suchvorschläge bei der Eingabe anzeigen
  • Websites das Speichern geschützter Medienlizenzen auf meinem Gerät erlauben
  • Seitenvorhersage verwenden, um den Browser zu beschleunigen sowie das Lesen und die gesamte Nutzung zu verbessern
  • Meinen PC mit SmartScreen-Filter vor schädlichen Websites und Downloads schützen

win10_edge

Wenn man grundlegend nicht auf Cortana verzichten möchte, kann man die persönliche Assistentin im Einstellungsmenü von Edge zumindest für den Webbrowser deaktivieren.

Datenschutz-Trick 8: Cloud-Anbindung und Apps komplett deaktivieren

Cloud-Anbindungen und Apps können komplett deaktiviert werden. Das funktioniert nur, wenn man komplett auf ein Microsoft-Konto verzichtet. Nach der Eingabe von Name und Passwort kann man die Verbindung zum Microsoft-Konto einfach beenden. ACHTUNG: Das Feld für den Kennworthinweis darf hier nicht leer bleiben.

Video: Anleitung zum Ändern der Datenschutzeinstellungen in Windows 10

netzorange-Techniker Bastian Keller geht in dem folgenden Video das Einstellungsmenü zum Datenschutz durch und zeigt, an welchen Stellen Anpassungen vorgenommen werden sollten:

 

 

Deaktivierung der Datenerfassung teilweise nur in Windows 10 Enterprise möglich

Leider lassen sich bei weitem nicht alle Funktionen und Features, die Daten an Microsoft übermitteln, so einfach deaktivieren. So lässt sich der Microsoft-Defender beispielsweise immer nur temporär ausschalten und auch die automatischen Updates vom Hersteller können nicht einfach deaktiviert werden.
Außerdem behält sich Microsoft vor, ungefragt Diagnosen und Feedback zuschicken zu lassen. Diese Funktion lässt sich lediglich durch die Eingabe komplexer Kommandos über die Konsole und auch nur in der Enterprise-Version komplett deaktivieren. Da dies teilweise einen enormen Eingriff in die Funktionalität des Betriebssystems bedeutet, sollten diese Maßnahme allerdings nur erfahrene Nutzerinnen und Nutzer ergreifen.

Wer lediglich die Home- oder Pro-Version von Windows 10 verwendet, hat ausschließlich die Wahl zwischen drei Übermittlungsarten:

  • Einfach: Microsoft sammelt nur Informationen über die Funktionalität des Gerätes und die installierten und verwendeten Programme.
  • Erweitert: Zusätzliche Übermittlung von Daten, welche die Häufigkeit und die Dauer der Nutzung von bestimmten Funktionen und Apps dokumentieren.
  • Vollständig: Die von Microsoft empfohlene Einstellung sorgt für die Übertragung von Informationen über den Systemzustand zum Zeitpunkt eines Computerabsturzes. Außerdem werden hier auch Informationen über Dateien und Inhalte übermittelt, die möglicherweise für einen Systemabsturz verantwortlich waren.

Deutsche Datenschutzbehörde will gegen Datensammlung von Windows 10 vorgehen

Trotz der Einstellungsmöglichkeiten: Die deutsche Datenschutzbehörde ist mit dem US-amerikanischen Konzern im Gespräch. Dabei geht es um konkrete Fragen bezüglich des Datenschutzes. Und auch die Schweizer Kollegen haben Microsoft kontaktiert. Ihnen geht es zum einen darum, ob das Unternehmen gegen Schweizer Gesetze verstößt. Außerdem soll geklärt werden, wie sehr Microsoft den User über die Erhebung und Nutzung personenbezogener Daten informiert und, ob es sich dafür wirklich die Einwilligung holt.

Das Thema Datenschutz in Bezug auf Windows 10 wird wohl noch einige Zeit aktuell bleiben. Schließlich reagiert die Öffentlichkeit mittlerweile deutlich sensibler auf dieses Thema. Zu Recht. netzorange bleibt selbstverständlich an dem Thema dran und informiert Sie im IT-Blog über neue Erkenntnisse.

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